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Frau auf mich warte, erwartete ich. Wenn sie nicht war
tet, warte ich, und sage ihr: „Warten Sie auf mich."
Diese Art Erwartung hatte ich in einen Satz gekleidet.
Den sagte ich denn auch ziemlich fließend. Hatte ihn mir
ja zwei volle Stunden aufs gewissenhafteste zurechtge
legt:
„Verzeihen Sie, können Sie mir sagen, welche Zeit
wir haben? Ob es wohl schon drei Uhr ist?"
Da war es gesprochen, das Wort. Als hätte ich eine
verschlossene Tür gewaltsam aufgebrochen, so war mir
zumute.
Die Dame sah hilflos aus, als sei sie nicht sicher vor
Taschendieben. „Ich kann es Ihnen leider nicht sagen,"
stammelte sie. „Ich weiß nicht, wie spät es ist, leider
nicht."
Ich hatte ihr den Weg versperrt. Ich schob den Aermel
von meiner Armbanduhr:
„Es ist in fünf Minuten drei Uhr," gab ich ihr be
stimmte Auskunft.
„Ich danke sehr," nickte sie. Und ich gab ihr den Weg
frei . . .
Im Poftgebäude auf der Wartebank habe ich ein Mäd
chen kennen gelernt. Sie knüpfte die Unterhaltung an.
„Ich warte bis die Uhr sechs schlägt," sagte sie.
Ueber dem Telegraphenschalter ist die Uhr angebracht.
Aber schlagen tut sie nicht.
„Sie haben nur noch eine halbe Stunde zu warten.