214 
„Also sehen Sie: mit dem Geld mache ich mich wieder 
anständig. Gerade das Geld macht uns doch anständig. 
Das ist doch das einzige. Sie befinden stch, scheint mir, 
auf der gefährlichsten Ebene. Lasten Sie stch das von 
einer Gedienten sagen. Ich bin schon »Seidene' und 
»Halbseidene' gewesen. Ich kenne den Rummel. Und wenn 
ich jemand retten kann, da rett' ich. Weiß ja, wie's zu 
geht. Solange man in Kluft daherkommt und noch die 
Beine bewegen kann, mag's gehen. Solange hat man 
sein Fortkommen. Aber was nachher? Wo ist da die Ver 
sorgungsanstalt? Wo bleiben dann die öffentlichen Ange 
legenheiten? Uns steckt keiner ins Iungfernstist, wenn 
wir nicht mehr kriechen können. Das bedenkt so manche 
nicht, wenn ste noch flügge ist. Dann hat sie's Nachsehen 
und darf es als Segen betrachten, wenn sie als Versuchs 
kaninchen im Spital sterben darf. Hat ste aber nicht das 
Glück, stch was wegzuholen> — was dann? Ich kenne 
auch solche. So viele Toiletten wie ausrangierte Huren 
gibt's in der ganzen Welt nicht. Wo sollen ste unterkom 
men? Man merkt's nur nicht. Da haben Sie mein Kredo. 
Ich bin soweit, daß ich lieben kann was ich will, und 
wegwerfen was ich will. Auf den Willen hat man stch 
einzudrillen. Wenn man selbst nicht will, will ein ande 
rer, und selten was Rechtes. Immer sich wehren und dek- 
ken, sonst geht man verschütt. Unfehlbar, sag' ich Ihnen." 
„Wie unheimlich ist alles." 
„Heimlich, heimlich. In Wirklichkeit merkt keiner vom 
andern was. Nirgends die Wahrheit. Das werden Sie 
nirgends lesen. Ich aber, wie ich hier sitze, bin aus dem
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.