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Gefühl der Freude, daß es einmal sehr schön werden
könne.
Grundlos froh sein, das gefällt mir sehr gut, und ich
koste dies Glück gewissenhaft aus. Woher sollte ich denn
die Kraft nehmen, unglücklich zu sein, wenn nicht das
abgrundtiefe, grundlose Glück in mir läge?
Mir gegenüber saß ein junger Mann, den ich bisher
gar nicht beachtet hatte. Wir waren die einzigen Men
schen in diesem Abteil.
Er wird wohl eine ganze Stunde, gleich mir, allein
geträumt haben, sonst hätte ich ihn wohl früher bemerkt.
Wir kamen rasch ins Gespräch.
Er schien kein bestimmtes Ziel zu haben, und da sagte
ich, daß es auch mir gleichgültig sei, wohin ich reise. Ich
weiß nicht warum, aber ich fand es unschicklich, ein festes
Reiseziel anzugeben.
„Meine Fahrkarte lautet, soviel ich weiß, auf Mün
ster," sagte ich. „Aber das ist unwesentlich."
Wir lächelten.
„Ich habe ein Rundreisebillett, ich kann auch nach
Münster fahren."
„Gewiß. Wenn Sie dadurch aber zu sehr abseits ge
raten ..."
„Dann fahren Sie vielleicht mit mir nach Frankfurt
an der Oder?"
„Da war ich bereits. Dort ist mir einmal, während ich
schlief, Geld gestohlen worden. Ich merkte es nicht. Ich
habe sehr tief geschlafen."