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Münster, Gießen, Marburg.
Wir spielen kleine Lustspiele. Sind keine Volksverder
ber, aber auch nicht das Gegenteil.
In Marburg gibt es eine schöne Brücke. Zu Pfingsten,
als wir in der Abendstunde ankamen, war sie besonders
schön. Die Sonne spiegelte sich im kleinen Stadtbach.
Die Welt war hier sehr verträumt.
Die Leute vor den Türen und die Spaziergänger wa
ren gar nicht aus die Schauspielertruppe vorbereitet. Die
Gesichter der Marburger sahen so vergelstert aus. So sa
hen gewiß die Amerikaner Kolumbus und seine Truppe
an.
Auf der Bühne mache ich unfreiwillige Extempores.
Ich freue mich immer auf einen Monolog. Dann habe ich
Gelegenheit für meine persönlichen Seitensprünge. Die
„Grille" von der Birch-Pfeiffer gilt ja als Here. Da kann
ich dem Publikum, wenn ich i.m Mondschein tanze, zu
gleich auch das Fliegen zeigen.
Der Direktor ist von meinen Einlagen in die klassi
schen Stücke wenig erbaut und er sagte mir, wenn ich
als Grille noch einmal fliege, fliege ich selbst.
Wir haben „Don Carlos" gespielt, und der Direktor
dachte wohl, als auf- und abgehender Page könne ich
nichts verderben. Ich tue es auch gewiß nicht gern, aber
ich kann nicht dafür.
Wenn Marquis Posa vor dem König-kniet und einige
Forderungen an ihn.,stellt, habe ich als Page mich still zu
verhalten und die roten Samtportieren zu bewachen. Daß