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stellen. Freilich. Zugestanden. Wenn ich mir aber ein
Beefsteak bestelle, muß ich unwiderruflich sterben. Unwei
gerlich. Dann will ich so tief in die Pulsadern schneiden,
daß das Leben nicht mehr aufzuhalten ist.
Bei Beefsteak kann man stch auch ein besonders schar
fes Messer ausbitten. Aber dann bin ich auch verpflichtet,
ordentlich zu sterben. Aber das muß ich ja schon bei dem
lumpigsten illustrierten Brötchen. Lumpigsten! Lieber
Gott, hilf mir doch vermeiden, daß ich üppig werde! Du
siehst meine Gedanken über das heilige Brot. Verzeih
mir, aber es kostet achtzig Pfennige. Ich hab' ja gar keine
Aussichten. Gar nichts. Wenn ich wenigstens Haltung
hatte! Wenn man mir glauben könnte, daß ich den Kaffee
später bezahlen will. Aber ich glaube ja selbst nicht daran.
Wir sind mitten in der Saison. Wie soll ich zu einem
Engagement kommen? Wenn man mir glauben könnte,
ohne daß ich glaube! Aber das kann ich nicht erwarten.
Schon in Münster hat man mir nicht glauben wollen.
Meine Wirtin hat mir gesagt: „Schauen Sie nur, daß
Sie weiterkommen. Ich glaube Ihnen alles andere, nur
nicht, daß ich von Ihnen Geld bekomme." Ach, die hätte
mir alles andere auch nicht geglaubt. Das glaube ich. Und
ich war gerade im Begriff, ihr zwei Mark zu geben, such
te nach einer passenden Form. Das hätte ich nicht tun sol
len. Beim Geldgeben ist das überflüssig. „Ja, gehen Sie
nur in Gottes Namen," hat sie gesagt. „Was? die Büh
nenkleider wollen Sie dalassen? Ich verzichte auf den
Schwindel. Machen Sie nur, daß Sie weiterkommen. Das
Zimmer ist schon vermietet . . ."