Ich denke mir, daß die Finderbegabung eines Heiligen
sich auch auf unsichtbare Dinge erstreckt. Linnens Mut
ter hat mir allerdings nur vom verlorenen und wiederge
fundenen Portemonnaie erzählt. Dadurch werde ich mich
aber nicht abschrecken lasten. Sicher läßt sich hier keine
Grenze bezeichnen.
„Was ist das für ein Mann?" fragte ich, indem ich auf
den Heiligen zeigte.
„Er hat den Fischen gepredigt," sagte Lianens Mutter.
„Weil die Menschen ihn wohl nicht hören wollten?"
Sie zuckte die Achseln. Vielleicht weiß sie es selbst nicht
genau.
Heiliger Antonius, ich bin kein Fisch. Ich habe willige
Ohren, die empfindsam sind, zu hören. Sage mir, wo
ich das verlorene Paradies wiederfinde. Zeige nur ein
wenig deine göttliche Kunst, und ich will glauben. Ich will
mich bemühen, zu glauben, noch bevor du mir das Wunder
gezeigt hast. Der Glaube selbst soll mir schon Fund sein,
zu dem du verhelfen. Genügt dir wohl dieser kleine Fun
ke von Vertrauen? Ich habe ja noch alles zu finden. Hilf
mir suchen und sei meiner Dankbarkeit versichert. Amen.
Liane, Schlachthausgaste, Sankt Antonius, Mainbrücke,
Angeluslauten, Einkauf bei Hirsch und Kompagnie, Cafe
Orpheum, Rolle Maltschi, zerristene Gitarresaiten er
neuern, nach Schluß der Abendvorstellung einer jüdischen
Hochzeitsgesellschaft beigewohnt, getanzt, auf Bierfästern
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