267
ftube war viel behaglicher eingerichtet, wenn auch nicht so
sauber wie das Leichenzimmer. Dieses ist ein ziemlich
großer Raum mit grauem, kaltem Zementboden.
Edi Goldstein hatte feierlich seinen schwarzen Bühnen
frack angezogen. Das hat nichts ändern können. Der
Wiener Humorist wollte sich eine Zigarette anzünden. Aber
Robbi bedeutete ihm, daß das Rauchen hier nicht am
Platze sei.
Die Herren waren vorangegangen. Wir Mädchen blie
ben bei der Tür am Treppeneingang stehen und waren
so befangen, daß wir nicht miteinander sprachen. Mir war
dunkel vor den Augen, weil die Sonne draußen so hell
schien. Graue Vorhänge waren von den hohen Fenstern
herabgelassen. Obgleich der Komiker mit dem Wärter
sprach, war eine Art feuchte Stille im Raum.
Der Komiker benahm sich, als habe er hier zu bestim
men, und forderte uns mit einer vertrauten Kopfbewegung
auf, wir möchten näher treten. Wir kamen zögernd, auf
Fußspitzen. Ich wagte gar nicht, meine Augen zu erhe
ben. Dann aber hab' ich es doch getan.
Ach, mein Gott, da lag sie ja, auf einer schmalen Trag
bahre. Sie hatte noch ihren seidenen Schlafrock an, der
sich schreiend bunt von ihrem wächsernen Gesicht abhob.
Oh, dieses Gesicht! Wie kann nur ein Gesicht so schmerz
verzerrt und zugleich so jung sein. Daß nicht einmal der
Tod diesen Schmerz zu klären vermocht hat! Ich glaub
te, der Tod mache alle gespannten Züge gleichmäßig
und ruhig, so daß der Sterbende im letzten Augenblick ein