Bei jedem neuen Kavalier fällt mir ein: „frischer Tod
auf Urlaub".
Der von gestern trug einen Zylinder. Der von vorgestern
hatte vorstehende Backenknochen. Das bißchen Haut dar
über eine dürftige Attrappe, ein Gestcht vortäuschend.
Bei alledem klangen die Geigen recht verführerisch:
„Komm, komm, Held meiner Träume . . ."
Die Mustk gefällt mir, aber ich will nicht darauf hin
einfallen.
Ich hatte meinen skeptischen Abend und schielte miß
trauisch meinen maskierten Totenkavalier an, der mich mit
Muscheln und Sekt traktierte.
Wir tanzten einen langsamen Schleifer, wie es dieser
schmachtenden Musik entspricht. Die tanzenden Paare sum
men mit.
„... mir ist so bang ..." Langer ängstlicher Mollton.
Um die schwüle Stimmung vollkommen zu machen, wird
der Saal von einem Reflektor in warmblaues und tief-
rotes Licht getaucht. Abwechselnd.
Die Geigen verklangen pianissimo, aber inbrünstig:
„Komm, komm. Liebster, und säume nicht lang . . ."
Wie hager doch mein Kavalier ist. Das blaue Licht läßt
ihn ganz fahl erscheinen. Jeder Sensenmann auf Bildern
sieht annehmbarer aus, aber meiner versteht zu tanzen.
„Könnten wir nicht zusammenbleiben?"
„Gewiß, aber ein andermal. Später vielleicht. Nicht
jetzt..."
„. . . Komm, komm, laß dich umfangen . . ." Rotes
Licht.
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