304
die Garderobe geflüchtet bin . . . Ich will nichts aufrüh
ren. Zu feige. Ich fürchte mich.
Auch die Neger schrecken mich ein. Wenn man sie näm
lich so nahe sieht, wie ich sie sah, dann sieht man sie ei
gentlich überhaupt nicht, sondern ahnt nur, und das ist
viel schlimmer.
Mit dem einen getanzt. Er wollte unbedingt mit mir
tanzen. Ich hab' es dann auch fertiggebracht. Ich wundere
mich noch heute darüber. Ich habe mir seine Augen ange
sehen und bildete mir ein, ich sah in die Augen eines Pan
thers. Gehört zu einer andern, mir fremden Raffe.
Und wie ich ihn so genau ansah, sah ich mein eigenes
Bild in seinen Augen und dachte, daß auch ich das Bild
des Negers jetzt in meinen Augen habe.
Da begann ich mich zu fürchten, weil ich mich schon
auf eine geheimnisvolle Weise selbst Neger zu fühlen be
gann. Und ich fragte mich: „Wie ist es mit allem andern,
was ich gesehen habe?"
An den ersten Abenden des Engagements kamen die
Neger nach ihrer Varieteleistung ins Kabarett. Ich dach
te, die müffen doch halbtot sein. Keineswegs. Sie nahmen
den Kavalieren ungeniert die besten Plätze und die belieb
testen Damen weg.
Die Kellner waren die ersten, die sich darüber entsetzten.
Die Habitues stutzten und äußerten ihren Unwillen. Sie
waren ja in die Verlegenheit gebracht, sich allem zu unter
halten, was hier gar keinen Sinn hat. Das Programm