4 Hennings, Brandmal 
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kennt kein Gebot" wurde nicht für mich gemacht. Das gilt 
bei mir nicht. 
Kaum brannte das erste Geld in meiner Hand, erstand 
in mir eine neue Sehnsucht. Wenn man einen Glauben 
verloren hat, sucht man wohl einen neuen Glauben. Ohne 
Glaube kann ich ja gar nicht leben. Wer könnte denn 
das? Was aber habe ich denn verloren? Welchen Glau 
ben? Und was ist erschüttert in mir? Ist das etwa das 
Neue, daß ich jetzt daran glauben muß, Preisgabe könne 
zahlbar sein? Habe ich denn das erst jetzt erlebt? Es ist 
mir wohl jetzt erst aufgefallen, da ich es zu sehr erlebe. Es 
wäre ja viel bequemer, nicht zu sehr zu erleben. Nur so 
anzusehen und vorüberzugehen. Es wäre ja viel flüchtiger, 
doch auch nicht so schmerzhaft. 
Jetzt aber ist es durch mich hindurchgegangen. Nichts 
anderes, als was täglich durch viele, sehr viele Menschen 
hindurchgeht. Und ich werde die andern anders ansehen. 
Oh, daß man selbst durch das Leben so sehr hindurchgehen 
muß! Sich zu begreifen, damit man die andern begreifen 
lerne. Wie unempfindlich man doch leben kann, während 
Menschen das Empfindlichste, stch selbst, Fleisch und Blut 
preisgeben! 
Meine Hingabe hatte nichts mit Geld zu tun. Und 
jetzt schreit mir eine ganze Stadt von der Hingabe. So 
wird es in allen Städten sein. In der ganzen Welt wird 
Hingabe sein. Wie könnte es anders sein? Jetzt stnd in 
allen Schaufenstern Herrlichkeiten ausgebreitet. Wie ver 
lockend liegen ste, dargeboten jedem schönheitshungrigen 
Auge. Preisgegeben ist alles und muß bezahlt werden. Wie
	        
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