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Aber solche Ausschweifungen dürfte ich nicht aufkom
men lassen. Ich rede mir vor, das Essen sei eine lasterhafte
Gewohnheit, eine sehr sinnlose überflüssige Sache; aber ich
bin nicht vollkommen überzeugt.
Ich führe mir die Heiligen vor, die von der heiligen
Hostie allein gelebt haben. Es gab Einsiedler, die man
zwingen wollte, Speise zu sich zu nehmen, um sie zu prüfen.
Sie aber wanden sich voller Abscheu in Krämpfen.
Bei mir ist es gerade umgekehrt. Man sagt soviel: „die
Kunst dem Volke". Wenn man doch beginnen wollte, den
Hungerkünstler Sarto der Menschheit näherzubringen,
damit man hinter sein Geheimnis kommt. Der Mann
muß wirklich ein Künstler sein. Aber daß er sich so rar
macht und sich in Kastans Panoptikum setzt! Er will na
türlich eine Seltenheit sein. O Einbildung! Er ist es nur
seiner Würde wegen, mit der er die Speiseenthaltung er
trägt.
Andere benehmen sich in solchem Falle leicht rabiat,
wie ich zum Beispiel. Aeußerlich lasse ich mir ja nichts
merken. 2ch habe Takt im Leibe, sonst nichts. Davon
kann man aber nicht leben. Wenn ich Hungerfieber hätte,
wäre ich vielleicht nicht bei so klarem Verstand, wie ich,
Gott sesis geklagt, es jetzt bin.
Erdbeeren werden verkauft und gleich auf der Straße
gegessen. Ich sammle die Reste auf. Wenn mich jemand
beobachtet, lasse ich mein Taschentuch fallen, und hebe
langsam mit diesem die Reste auf.
Bei diesem Manöver habe ich eine Zeitung gefunden,
sogar die neueste Nummer des Stadtanzeigers.