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Ornament, und das Aeußere sollte doch ohne Bedeutung
sein. Aber mir ist, als könne ich auf unserem Klavier zu
Hause viel bester spielen.
Ich schloß die Augen, um mich an die Heimat zu er
innern. Ich hörte nur halb den Beifall der angeheiterten
Gäste, die trinkend an den sechs Tischen dieser Weinstube
saßen.
Da fiel mir ein, es könne gewiß meiner Mutter nicht
recht sein, wenn ich vor diesen betrunkenen Menschen
spiele. Ich sah auf die Tasten.
„Spielen, spielen!", rief man mir zu. Ich drehte mich
um und sah, wie die Weinstube voller Rauch war. Meine
Mutter weiß ja doch gar nicht, daß ich hier bin. Um diese
Zeit schlaft ste schon.
Am liebsten wäre ich aufgestanden und weggegangen,
weit weg. Aber wohin hätte ich denn gehen sollen? Wo
hin soll ich gehen? Nach Hause? Wende dich, wohin du
willst. . . Lag denn nicht ein Stück Heimat in mir?
Ich wußte mir nicht anders zu helfen, als daß ich mir
vorstellte, ich spiele vor meinem Vater, wenn er von der
Arbeit nach Hause kommt; er sitzt neben mir und flicht
seine Matten. Ach, ich erinnere mich an den dunklen Teer
geruch der langen Taue und an die seidigen Kokosfasern.
Die sehen wie die starren Haare von Feldgeistern aus.
Und ich spielte und sang: „Sag mir das Wort, das ich
einst gern gehört". Ich weiß nicht, ob man dieses Lied
in der Weinkneipe gehört hat. Da man aber „Da capo"
rief, entschloß ich mich, noch ein Lied zu singen. Das hab'
nur ich verstehen können, denn dieses Lied hat mein Va-