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Aber das Verkaufen ist oft sehr schwer. Ich flehe mit
unter die Leute an, sie möchten mir doch etwas abkaufen,
aber das tue ich nur, wenn ich ganz verzweifelt bin und
das Geschäft gar nicht gehen will.
Ich habe die Beobachtung gemacht, daß meistens nur
sehr junge oder sehr alte Leute mir etwas abkau
fen. Was das Bedenklichste ist —: ich glaube, sie kaufen
mir oft aus Mitleid etwas ab, denn ich muß schon sagen,
die Sache selbst taugt nicht viel, nein, sie ist wirklich ge
sundheitsschädlich.
Ich habe das an mir selbst bemerkt, weil ich doch so
viele Tafeln in meinem Zimmer habe. Mir ist oft, als
ginge mir der Atem aus, als sei nicht genug Luft für
mich da, und ich spüre rein gar nichts von den Wiesen
im Winter.
Und dabei sind wir schon im Winter, ich merke es sehr.
Ich merke es auf der Lunge, denn ich huste. 2ch merke es
an den Händen, denn ich habe keine Handschuhe. Ich
merke es an den Füßen, denn sie sind mir starr und ich
weiß nicht, ob sie kalt oder heiß sind. Ich merke, daß es
Winter ist, denn meine Mutter frägt mich in Briefen,
ob ich nicht zu Weihnachten nach Hause kommen will.
Wie seltsam: es ist mir noch nie eingefallen, ihr zu
schreiben, daß ich mich in schlechten Verhältnissen befinde.
Im Gegenteil, ich schreibe ihr von einem glänzenden En
gagement, was doch gerade das Gegenteil von meinem
Leben ist.
Ehrlich gestanden, ich lüge, und weiß nicht warum.
Ich schreibe, ich sei sehr geachtet und spiele immer eine