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Ich trank es auf einen Zug aus, ließ das Geld auf dem
Kücheutisch liegen und ging schnell meiner Wege.
Das ist die letzte Wiese, die ich in meinem Leben ver
kauft habe. Damit bin ich fertig.
Im Kölner Dom habe ich meine letzte Abrechnung ge
macht und habe sie zu Herrn Schmitz gebracht.
So bin ich denn wieder ohne Beruf. Wenn ich bedenke,
daß ich schon so früh an meinen Beruf zu denken begann
— schon als kleines Kind dachte ich daran — ... und
jetzt habe ich doch keinen Berus.
Warum mag ich mich denn nicht um ein Engagement
als Schauspielerin bemühen? Es ist, als könnte ich es
nicht verantworten. Ist es denn nötig, auf den Brettern
zu sein, was man unbewußt ein ganzes Leben lang ist:
Schauspielerin? Wird nicht jeder Wunsch, jede Leiden
schaft des Herzens nur gespielt, weil in Wahrheit doch
nichts erreicht wird? Sonst wäre man doch das Erreichte.
Wie weit entfernt bin ich von meinen Wünschen. Wäre
ich erfüllter Beruf, wäre ich gottähnlich.
So aber spiele ich mich hinein. Komme ich denn aber
wirklich hinein? Die Liebe ließ Gott Mensch werden, und
das war Beruf, daß Schöpfer zum Geschöpf wurde. Wel
cher Künstler aber verwandelt sich in seine eigene Sta
tue, in sein eigen Werk? Alles ist zu unwirklich, märchen
haft.
Das Greifbare bin ich selbst, von Fleisch und Blut.
Nichts Menschliches kann mich besitzen und behalten. Wo