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Fisch zu essen in der Woche. Natürlich laufen sie
weg “
Raffaela schüttelte den Kopf ob solcher Unglaub-
lichkeiten: „Ja, Jenny, ist das denn möglich?“
„Ah, du hast ’ne Ahnung!“ seufzte die, wirklich
mitleiderregend, ganz zersprengtes Gesicht, „ich weiss
mir ja nicht mehr zu helfen!“
„Ja, Jenny!“ rief Raffaela, „ich bin ja starr!“
Und Jenny bemerkte wohl den Erfolg der Affäre
und ihrer Person und begann, sich selber zu trösten:
„Aber lass nur gut sein,“ sagte sie, „ich hab’ ja
auch Imeine Leute an der Hand! Ich hab’ ja meinen
Freund aus Baden! Heut abend kommt er in die Vor
stellung. Ich hab’ ja Kavaliere. Ich brauche ja hur
ein Wort zu sagen. Brauche ja nur einen Wink zu
geben Ich lass ihn ins Irrenhaus stecken “
„Jenny!“
Aber 'Jenny, unbeirrt: „Ich lass ihn ins Irrenhaus
stecken, meiner Seel. Ich schaffe mir Geld beiseite
und geh’ mit meinem Freund auf und davon.“
Das schien Raffaela ein wenig zu abenteuer
lich. „Ach, Jenny!“ lächelte sie beschwichtigend, und
patschte liebreich nach Jennys Hand. „Lottely, schau,
wie sie eifersüchtig ist!“ Und mästete sich weiter.
„Eifersüchtig?“ schepperte Jenny und zog den
blauen Schlafrock mit einem Rückfall in frühere chicke
Allüren um den Leib, „nichts zu machen! Wir ver
kehren nicht miteinander. Ich bin nicht eifersüchtig.
Ich hab* ihn genommen, weil er ein solcher Bauer war.
Weil er mir meine Pakete trug.“
„Raffaela,“ sägte sie in plötzlichem Einfall, „du musst
mir helfen. Wir stecken ihn ins Irrenhaus. Dann ma-