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Chen wir zusammen ein Ensemble. Ich hab’ die Ko
stüme. Du und Lydia, ihr tanzt. Leporello (das war
Lydias Partner) wird Direktor.“
„Je, Jenny!“ meinte Raffaela, „du phantasierst ja!
Beruhig’ dich doch!“ Und ass weiter, als müsse sie
selbst sich beruhigen.
Schritte auf der Treppe Hessen sich vernehmen.
Flametti kam zurück.
Er hing den Hut an den Nagel. „So!“ sagte er,
„das ist erledigt. Wenn die Häsli nicht singen wol
len “ „dann tanzt die Mabel,“ wollte er sagen.
Aber er bemerkte noch rechtzeitig Raffaela und sagte:
„Dann hab’ ich Ersatz. Tag, Raffaela!“
Es sei hier angefügt, dass Traute über das Mittag
essen nicht eingesperrt blieb.
„Dummes Zeug!“ sagte Flametti, „das gibt es bei
mir nicht. Bei mir wird niemand eingesperrt.“
Und Fräulein Traute wurde befreit aus dem Karzer
und kam zum Vorschein, den Kopf über und über voll
Locken, die sie mit Hilfe von Jennys Himbeersyrup,
der im TaubenversChlag auf dem Schrank stand, sehr
kunstvoll ge- und entwickelt hatte.
Jenny war keine böse Frau von Natur. Sie war
edel, hilfreich und gut. Sie schenkte den Armen und
liebte ihre Feinde. Aber sie wusste, was sie sich
schuldig war als Flamettis Weib. Einem solchen Manne
entsprach eine solche Frau.
Wenn feie in engerem Kreise versicherte, diese
Person, diese Traute, sei nicht die erste, die sie ins
Arbeitshaus bringe, so brauchte man das nicht wört
lich zu nehmen. Es war ein Symbol gewissermassen
für ihre Anschauung, dass ein Manh von der Kühnheit