Volltext: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

108 
An Öer Wand gegenüber, bescheiden in Rückendek- 
kung, hatte sich Fräulein Annie, die Freundin Engels, 
ein helles Bier bestellt, ihren Fuchspelz loser gehängt; 
besah sich die Fingernägel, aus denen sie mittels eines 
zerknickten Streichholzes die Erdkrumen zu verdrängen 
suchte, und war sehr besorgt, mit der Manicure nicht 
fertig zu werden, bevor sich ein Herr mit schottischem 
Schäferhund, der jetzt eintrat, allenfalls' zu ihr setzte, 
um ihr Gesellschaft zu leisten. 
Sie lächelte kopfschüttelnd, als sei sie erstaunt, 
zu lächeln, konnte jedoch ihren Hals nicht recht drehen, 
weil ein Furunkel dransass. 
Dieser Furunkel: ein Unglück! Er wanderte über 
den ganzen Körper. Bald da, bald dort tauchte er auf, 
gesellte sich andern Furunkeln zu und konnte schon 
bald den Eindruck erwecken, als sei er ein ganz be- 
stondrer Furunkel. Annies fixe Idee war, er möchte 
von heute auf morgen am Hals verschwinden und 
zwischen den Zähnen auftauchen. - Drum zog sie die 
Oberlippe stets hoch und die Unterlippe hing ihr vom 
Munde weg. Doch jener Furunkel tat das nicht. 
Der Herr trat näher und sägte verbindlich: 
„Wenn Sie gestatten, Fräulein!“ 
„Oh, bitte!“ sagte Annie und nahm zugleich mit 
dem Stuhl ihre Röcke zusammen, um Platz zu machen. 
Und in ihr silbernes Etui greifend: 
„Rauchen *Sie eine Zigarette?“ 
„Sehr liebenswürdig!“ sagte der fremde Herr und 
zog das Zigarettenetui näher zu sich heran. 
Herein trat Fräulein Frieda, der ,Hinkepott‘, auf 
getakelt in Seidengrimmer, mit ausgeleierter Hüfte ver 
schoben haxend. Ihr folgte Fräulein Dada in einem
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.