Full text: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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„Flametti!“ stellte sie ihn zur Rede, „das was 
nicht nötig! Das haben wir nicht verdient um euch. 
So ;eine Blamage! Ich hab’ nun gesehen, wie man mit 
uns verfährt. Ich habe nie nötig gehabt, im Häuschen 
zu sitzen!“, — das war eine Anspielung auf Jennys 
Vergangenheit —, „na, gut, dass ich’s weiss.“ 
Hastig strich sie sich die Löckchen aus der Stirn. 
„Jenny,“ rief sie, „das hätte ich nicht erwartet. 
Pfui Teufel. Da sieht man’s!“ 
Auch Häsli fand solche Manier despektierlich. Er 
spuckte aus. Sagte aber nichts. Rosa feixte. 
Es war keine Zeit, sich aufzuhalten. 
„Fort, Kinder! Anfängen, anfangen!“ drängte Fla- 
metti. „Engel, den Vorhang! Fertig? Herr Meyer!“ 
Die Mädel rannten hinter die Bühne. Flametti 
stürzte sein Helles hinunter. Der Zwergpintscher auf 
Fräulein Amaliens Busen kläffte, weil ihn Amalie kit 
zelte. Die Rosenlauben schwankten. Das Publikum 
rückte gespannt auf den Stühlen. 
Klingelzeichen. Der Vorhang ging auf, und in einer 
Reihe standen: Jenny, Rosa, die Soubrette, Fräulein 
Oüssy und Fräulein Traute; alle in Tangokostümen. 
Rot, blau, grün, gelb, violett die Schleifen im Haar. 
Ueberflutet von Bühnenlicht. Ein zärtlicher Anblick. 
Die hochgeschminkten Gesichter strahlten. Die fünf 
Paar Beine in farbigen Seidenstrümpfen standen adrett 
geschlossen, iKadettenbeine. Die duftigen Hänger in 
süssen Farben stützten kokett die baumelnden Locken 
köpfe. 
Mehr oder weniger Busen sog sich voll Luft. Herr 
Meyer Schlug den Akkord an. Die ziegelrot über 
malten Münder öffneten sich, und ein Frühlings-Be-
	        
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