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Er hatte ein kleines Stück Fluss gepachtet, in
mitten der Stadt, nahe der Fleischerhalle. Dahin be
gab er sich.
Eine kurz angebundene Melodie vor sich hin
pfeifend, den Kopf energisch gegen das Pflaster ge
senkt, bog er aus der kleinen, verräucherten Gasse.
Im Automatenrestaurant nebenan fegte, gähnte und
scheuerte man. Ein Polizist auf der anderen Strassen-
seite, nahe beim übernächtig nach Salmiak duftenden
Urinoir, sah ziemlich gelangweilt, die Frühluft schnup
pernd, über das Kaigeländer ins Wasser.
„Salü!“ grüsste Flametti, knapp und geschäftig an
ihm vorüberstapfend, mit dem guten Gewissen des
Bürgers, der seinen Angelschein wohl in der Tasche
trägt und die Obrigkeit, ihre unteren Chargen in-
sonders, nicht zu umgehen braucht. „Salü!“ rief er
und fuhr mit der Hand gradaus vom Hutrand weg
in die Luft.
Der Polizist brummte etwas zur Antwort, das etwa
„Guten Morgen“ heissen sollte. Der Gruss war aber
nicht eben freundlich. Auch nicht unfreundlich. Viel
mehr: verschlafen beherrscht. Man kann nicht leug
nen, dass sogar Sympathie darin lag, jedoch in wohl
dosierter Mischung mit einer Art Misstrauen, das auf
der Hut ist. Die Gasse, aus der Flametti kam, stand
nicht eben im besten ortspolizeilichen Ruf.
Der Morgen indessen war viel zu verheissend, als
dass Flametti sich hätte die Laune verderben lassen.
An der Fleischerhalle vorbei, die Kaitreppe hinunter,
begab er sich, guter Beute gewiss, an den Steg.
Er prüfte die Angelschnur, machte den Köder zu