Full text: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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„Na, siehst du!“ meinte Herr Seidel, stolz auf 
die Suggestion, die auszuüben er sich befähigt fühlte. 
Traute ging selbstgefällig in die Garderobe. Sie 
hatte es ihr gegeben, dieser Bordelldame. 
Flametti kam und fragte ein wenig unsicher: 
„Was gibt’s?“ und begrüsste Herrn Seidel. Frau 
Häsli sass bei Direktor Ferrero. 
„Siehst du dort?“ zeigte Jenny auf das verhandelnde 
Paar. 
„Meinetwegen!“ zuckte Flametti die Achseln. „Wer 
kassiert?“ 
„Rosa, Güssy und die Soubrette.“ 
„Wo ist die Traute?“ * 
„In der Garderobe.“ 
„Gut!“ sägte Flametti, sehr in Gedanken, und setzte 
sich, aufgedunsen und abgehetzt, an Donna Maria Jo 
sefas Tisch. 
„Das ist ja fabelhaft!“ glückwünschte Herr Farolyi, 
der 'Kunstreiter, und schob Flametti einen Kognak hin. 
„Na, ihr habt euch ordentlich rausgemacht!“ 
„Jo!“ meinte Flametti wegwerfend, stürzte den 
Kognak, stand auf und begrüsste Miss Ranovalla. 
Das Lokal war jetzt überfüllt. Wenn das Orchester 
spielte, verstand man sein eigenes Wort nicht mehr. 
Herr Arista war ganz vergebens bemüht, sich Gel 
tung zu verschaffen. 
„Nur immer raus damit, nur immer raus damit!“ 
sang er in hohem Diskant. Ein Schleppkleid trug er, 
reichlich mit Spitzen besetzt. Seine Allüren waren von 
jener holzigen Grazie alttoskanischer Edelfrauen. 
Aber man hörte ihn nicht. Vergebens kämpfte er 
gegen das laute Interesse der animierten Habitues.
	        
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