Full text: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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Flamettis Plakate, in der Strasse, am Abend, schau 
kelte blau eine Bogenlampe. 
Die Zimmer waren ein wenig kalt und schreckend 
im ersten Moment. Mattscheiben und die gekalkten 
Wände erinnerten barsch an Krankenbaracken in ei 
nem Gefängnisbau. Doch waren sie teilweise hübsch 
mit j Oefen versehen und geräumig, ebenso wie 
das Konzertlokal. 
Zwei ineinandergehende Kammern gleich überm 
Wirtslokal bekamen Flametti und seine Frau, nebst 
Rosa. Eine Kammer im dritten Stock die Herren Engel 
und Bobby. Ein iDienstmädchenzimmer im Seitenflügel 
Herr Meyer und Fräulein Laura. 
„Sagen Sie nur,“ ^meinte Frau Schnepfe zu Jenny, 
„warum haben Sie nur >die zwei netten Fräulein 
nicht mitgebracht?“ 
„Ach, Frau Schnepfe,“ winkte Jenny ab, „Sie haben 
ja keine Ahnung, was in unsrem Beruf alles vorkommt: 
Die eine hab’ ich entlassen müssen — schlimme Ge 
schichten! Die andre hat man mir abgenommen.“ 
„Abgenommen ?“ 
„Ja, denken Sie sich : die Mutter kam mir ins Haus 
und sagte, sie dulde nicht länger, dass ihre Tochter 
Artistin ist. Wegen der Kerls.“ 
„Was Sie nicht sagen!“ 
Die Vorstellungen waren .nicht gut besucht. Trotz 
pomphafter Vorreklame. Ein Dutzend Leute sassen 
wohl in den Ecken. Aber sie fassten ‘ und Hessen sich 
weiter nicht stören, l Keine Hand rührte sich, wenn 
eine Nummer zu Ende war. Keine Miene verzog .sich. 
„Man muss sich einleben,“ meinte Flametti. „Es
	        
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