Full text: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

Engel hustete heftig. Das war nicht verwunderlich, 
denn hinter der Bühne zog es abscheulich. 
Flametti aber war wie ein Stier vor dem roten Tuch, 
diesem Husten gegenüber. 
„Lass das Husten sein!“ schrie er und rüttelte seinen 
AmtstisCh, „oder ich wert’ dir die Glocke vor den 
Kopf!“ 
Eine Glocke gab es auch auf dem Amtstisch, kon 
statierte Herr Graumann. 
Und Engel hustete kurz noch zu Ende, räusperte 
sich und fuhr fort: 
,Sprich frisch von der Leber weg 
Und was zur Tat dich getrieben. 
Ein Richter ist streng nach Gebühr, wenn es muss.. / 
„Hundsfott!“ schrie Flametti, „ist das ein Vers? 
,Ein Richter ist streng, wenn sich's gebührt/...“ 
,Ein Richter ist streng, wenn sich’s gebührt/ 
berichtigte Engel, zitternd vor Ergriffenheit, 
,Doch weiss er auch Nachsicht zu üben/ 
„Gut!“ sagte Flametti, „weiter!“ Und er selbst 
wandte sich an den Knaben: 
,Tritt näher, mein Sohn, und habe nicht Scheu 
Vor schreckender Tracht und Gebahren! 
Und so du begangen hast, was es auch sei, 
Hier kannst du es offenbaren. 
Tritt näher und sprich! Vielleicht dass alsdann 
Ein mildernder Umstand dir etwas Luft schaffen 
kann/ 
Und Flametti begleitete seinen letzten Satz mit 
einer erleichternden Bewegung beider Hände, von der 
Magengegend aufsteigend gegen den Brustkorb.
	        
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