Volltext: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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Man trat im ,Krokodil* jetzt auf in Jennys heuen 
Orangekostümen. Es war eine Sensation. 
Jenny in diesem Matrosenkostüm sah aus wie Sup 
penkasper auf Reisen. Rosas gemässigte Hammel 
beine daneben standen mit durchgedrückten Waden 
wie gedrechselt aus einem Stück, ohne Gelenke und 
Knöchel. Die Spatzenbeine der Soubrette gaben der 
Linie der drei Chanteusen einen wenigstens in der 
Perspektive harmonischen Abschluss. 
Interessanter wurde das Bild, wenn die drei Damen 
sich dann vom Profil her boten. 
Mit einem gerissenen Haken schwenkte Herr Meyer 
auf dem Klavier: 
,Da geh’n die Mädchen hin, 
Da sitzt der Jüngling drin, 
Da isfs, wohin sich alles zieht.* 
Das rechte Bein der Damen hob sich dreifach. 
Die hinterste Hosennaht der Matrosenkostüme, prall 
ausgefüllt mit Unterwäsche, schwankte, zuckte, zackte. 
Losmarschierten die drei, mit zum Publikum ge 
neigten Köpfen und gewinnender Eleganz. 
Aber es war kein Erfolg. Und das hatte weniger 
ästhetische als moralische Grüjide. 
Es gelang den Damen Raffaela und Lydia nach 
Leporellos Einberufung nicht länger, ihr Renommee auf 
rechtzuerhalten. Die Hochachtung schwand. Der Re 
spekt der Apachenpartei erfuhr eine Ernüchterung. Man 
kam dahinter, dass die Vornehmheit der Zirkusartisten 
nur Getue gewesen war. 
Es stellten sich allerhand ehrenrührige Fakta her 
aus. In früheren Zirkusengagements sollen sie schür 
zenvoll das Kleingeld weggeschleppt haben. Noch jetzt
	        
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