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fand man unten am See, wo die Zirkusse standen, bei
eifrigem Suchen und zufälligen Gängen Kupfer- und
Silbermünzen, die beim Wegschleppen der Gelder zu
Boden gefallen waren.
Es stellte sich auch heraus, dass Lydia und Raffa
ela keineswegs Artisten von Kindesbeinen auf waren,
Artisten, die gewissermassen schon an der Mutterbrust
in Spargat ausbrachen. Im Gegenteil: Frau Scheid
eisen War Hebamme gewesen, eh* sie zum Zirkus ging
und sich Donna Maria Josefa nannte. t
Raffaela und Lydia legten auch keineswegs Wert
darauf, mühevoll Renommee und Distanz zu wahren.
Raffaela hatte die Hände voll Arbeit mit ihrem
Kinde. Lydia ging auf in der Sehnsucht jiach dem
entschwundenen Gatten.
„Ach, mein Emil! ach, mein Emil!“ jammerte sie
und die Tränen standen ihr in den Augen.
Die Sehnsucht verstörte ihr kleines Gehirn. Die
Augen flössen ihr aus.
„Ach, Emil! ach, Emil! wer hätte das denken kön
nen!“
Hinauf lief sie in ihr Zimmer und schleppte die
Photographieständer herunter, während der Vorstel
lung, um sie den Gästen zu zeigen.
„So hat er ausgesehen. , Das ist er. Ach, mein
guter Emil! Sie haben ihn sicher schon totgeschos
sen !“
Und wenn sie dann die Photographien ansah —
da stand Emil Leporello, freundlich lächelnd mit Augen
eines Dompteurs, den Arm in die Seite gestützt, die
Beine übereinander geschlagen — und sich vergegen
wärtigte, wie er zerhackt und gevierteilt auf einer