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das leiseste Tonunterscheidungsvermögen besitzt, hält
sich eine Anzahl Gesangseleven, denen er seine sau
beren Künste beibringt; Gesangseleven, die er zu
gleich als Dienstboten benutzt; die er zwingt, ihm
zu Willen zu sein, und denen er doch als Entgelt
nur Ischlechte Behandlung verabfolgt.
,Ein Morast sittlicher Verkommenheit enthüllt sich,
wenn man die Schlupfwinkel dieser modernen Sklaven
halterei, diese Brutstätten des Elends aufsucht. In
Kellern und Hinterhäusern hausen die Kondottieri
der Lasterquartiere und Dirnenviertel. Ein Absteige
quartier dient als Schauplatz wilder Gelage, als Treff-
und Versammlungspunkt, wo man die Beute verspielt.
Mädchenhändler und Bauernfänger, Roues der hin
tersten Sorte geben sich hier ein Stelldichein. Und
der Direktor preist seine Ware an. Wahrlich, es ist
an der Zeit, dass die Polizei einschreitet und diese
Schlupfwinkel säubert/
So stand es geschrieben und wenn auch Flamettis
Name nicht genannt war, so wusste doch jeder^ dass
der Artikel auf ihn ging.
Beim grossen Artistenfest in der ,Weissen Kuh‘
reichte man sich den Artikel von Hand zu Hand,
ein klebriges Heiligtum, mit verständnisinnigem Lä
cheln und unterdrücktem Gezwinker.
Da war besonders Herr Köppke, Baritonsolo und
Offiziersdarsteller bei Ferrero, der laut Partei nahm
für die beiden Mädel und die Moralität.
„Schweinerei von dem Menschen,“ erklärte Herr
Köppke mit der Resonnanz eines Gemeindesängers,
„Blamage für unseren ganzen Stand. Die Konzession
werd' ich ihm entziehen lassen. Seinen Ausschluss