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Mutter Dudlinger allein schien nichts zu bemerken
vom Widerstreit ihrer Massen im Kampf ums Licht.
Harmlos und freundlich lag ihre Seele gewissermassen
zwischen Busen und Körper mitten inne und schaute,
umhegt von sanft hängendem Speck, aus listigen Aeug-
lein gutmütig heraus.
Flametti grüsste hinauf, den Kopf stark in den
Nacken gebeugt. Die Gasse war eng. Und Herr Engel
ebenfalls grüsste hinauf, rief wie Flametti „Salü!“ und
griff an den Hut.
Mutter Dudlinger streckte den Kopf aus dem Fen
ster, schluckte den Speiserest, der sich vom Mittag
essen unversehens noch irgendwo zwischen den
% Speicheldrüsen gefunden hatte, und verfolgte voll
Sympathie den Eintritt der stattlichen Männer in ihr
gastfreies Haus. Sie bemerkte dabei zu ihrer Ver
wunderung heute zum ersten Mal, dass unter dem
Fenstersims eine ganze Anzahl höchst niedlicher
Schmutzfähnchen flatterten, die sich aus langen, auf
das Gesims gefallenen Regentropfen gebildet hatten
und über die Hausfront hinunterwehten.
Die Männer stiegen indessen die steile Treppe
hinauf, und Engel befand sich, immer hinter Flametti
stapfend, von Stufe zu Stufe mit kindlicheren Gefühlen
den rückwärtigen Massen seiner mütterlichen Pro
tektorin gegenüber, die mit gelüpftem Posterieur noch
immer die Regenfähnchen der Hausfront bestaunte.
Es war eminent! Ein lächerlich kleiner Erker war
der Unterbau dieser ganzen bedenklichen Last, die
man Mutter Dudlinger nannte. Unterbau einer Fülle,
von der man sich von der Strasse aus nicht einmal
einen Begriff machen konnte.
Ftametti. 2