zeigend: „Die eine hat einen Meineid geleistet. Kann
ich beweisen. In meiner eigenen Sache. Die andre
hat eine ganze Wachtstube von Schutzleuten, denen
sie Rippchen brachte — damals war sie noch Kellnerin
— ins Krankenhaus gebracht und drei Jahre Arbeits
haus dafür abgesessen ...!“ J
Und da sie merkte, das seien unwahrscheinliche
Dinge, so fügte sie bei: „Von Rechts wegen hätte
sie gar picht auftreten dürfen. Aber was tut man
nicht!“ , *. j
Sie machte eine Pause, um Luft zu schnappen und
die Wirkung abzuwarten.
Lena lächelte, ein Lachen, das etwa besagte: Siehst
du wohl! Nimm dich in acht!
„Die sollen mir nur kommen!“ fuhr Jenny ge
fährlich fort, „die sollen was erleben! Die haben’s
nötig, zur Polizei zu laufen! Von wegen Unbeschol
tenheit! Von wegen Misshandlung!“ ’i
Sie war wütend. All ihr Bemühen, all ihre plau
siblen Gründe verfingen nicht. Ein neuer Beweis, dass
Komplotte geschmiedet waren. Der Soubrette schien
es durchaus gleichgiltig, ob Flametti seinen Prozess
verlor öder gewann. Ja, sie schien bei Jennys heftigen
Argumenten nur noch entschiedener abzurücken. Un
erhört! \ ' i '
Und als Fräulein Laura jetzt mit einem energischen
Ruck ihren Kaffee austrank und sich zu gehen an-
schickte, da fühlte Jenny nicht nur, dass der An
schlag missglückt war, sondern dass jetzt alles auf
dem Spiele stand.
Sie hatte dieser Person in fünf Minuten das ganze
System ihrer Verteidigung aufgedeckt. Da es ihr nicht