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Sie meinte die Nacht, in der die Gans verzehrt
wurde.
„Das war ja toll! Das sind ja Falschspieler der
schlimmsten Sorte! Vier Kerls waren da. Und Fla-
metti war angetrunken. Sein ganzes Geld hat er ver
spielt! Und dann ging er auf seine Frau los: ,Du
hast mich verraten! Du bist schuld an allem! Du hast
mir das eingebrockt! Jetzt holst du mir noch deine
Liebhaber ins Haus und lockst mir das letzte Geld
aus der Tasche!‘... Das war ja nicht mehr schön!
Die Gans hatte Flametti gar nicht bezahlt! Die Kerls
hatten sie bezahlt! Wie die gegessen haben, davon
macht ihr euch keinen Begriff! Das ganze Geld haben
sie ihm abgenommen, und dann brachten sie ihn ins
Bett. Getobt hat er! Und gingen zu der Dudlinger
hinunter, Jenny und die vier Brüder! Das ganze Haus
stand auf dem Kopf!“
„Ja, wart ihr denn auch dabei?“ fragte die Sou
brette. j
Lydia winkte ab. „Natürlich! Wir waren doch ein
geladen! Aber für so was, nein, nein, dafür sind wir
nicht zu haben! Wir gingen natürlich, als es mal drei
Uhr war.“
„Ja, woher wisst ihr denn... ?“
„Aehh, diese Unschuld!“ krähte Raffaela, „so was
sieht man doch! Man hat doch Augen im Kopf!“
„Ah, so!“ entschuldigte sich die Soubrette...
Der nächste Tag brachte jene Depression der Ge
fühle, die auf grosse Aufregungen zu folgen pflegt,
aber auch jenen Niederschlag in Taten, der frucht
lose Debatten klärt.