Full text: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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brüst vor und lässt seinem eigenen Gatten das Geld 
abnehmen. 
Nein, nein, da tat Theres nicht mehr mit. Das war 
nichts für ihre alten Tage. Mochte man lachen über 
sie, mochte man sie für altmodisch halten. Sie tat 
nicht mehr mit, verstand diese neue Welt nicht mehr, 
gab sich auch keine Mühe mehr, sie zu verstehen. Sie 
legte den Schürhaken hin und ging. 
Jetzt fastete auch Herr Meyer seinen Entschluss, 
rücksichtslos und farusch. Den Einflüsterungen der 
Geschwister Scheideisen, dem Zureden Bobbys, den 
Vorstellungen der Braut widerstand er nicht länger. 
Zwei Tage Bedenkzeit waren bereits verstrichen. 
Der Zeitpunkt war da. Jetzt musste gehandelt werden. 
Die Moralität obsiegte. Hundert Plakate kosteten 
achtzehn Franken. Das war zu erschwingen. In drei 
Tagen konnten sie fertig sein. Man war gefasst auf 
alles. 
,Raffaela-'Ensemble' sollte die Gründung heissen 
nach dem Namen der hervorragendsten Kraft. Raffaela 
hatte Bekannte in Arbon am Bodensee. Dort würde 
man 'debütieren, auswärts sich die ersten Meriten holen. 
Noch musste gesprochen werden mit Flametti. 
Und Herr Meyer überwand ruckhaft die ihm an 
geborene Scheu und sagte beim Abendessen: 
„Sie, Herr Direktor, ich habe zu reden mit Ihnen.“ 
„Gehen wir rüber ins Cafe Lohengrin!“ 
„Gut!“ 
Und sie gingen ins Cafe Lohengrin und Flametti 
bestellte zwei helle Bier und Herrn Meyer klopfte 
das Herz.
	        
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