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ladungen zu Bier, Wein und Sekt mit sich brachte;
Wagenpartien, Abenteuer und Schicksale im Gefolge
hatte.
Worin lag die geheimnisvolle Anziehungskraft der
Flamettis?
Darüber zerbrach sich mancher den Kopf.
Flametti zahlte weder die besten Gagen, hatte in
folgedessen auch nicht die ersten Kräfte, wie Ferrero.
Noch hatte er die besten Schlager, wie ebenfalls
Ferrero, der Jude war, raffiniert, geschickt, tüchtig, sf
und der infolge seiner ,Vornehmheit* die besten Ver
bindungen hatte. Noch waren Flamettis Nummern
mit soviel Fleiss, Sorgfalt und Interesse herausgebracht
wie etwa die Gesangs-Ensembles von Pfäffers
,Spatzen*. Auch deren farbenprächtige, teure Ma
trosen-, Schornsteinfeger- und Mausfallenhändler-
Kostüme hatte er nicht, die Fabrikware waren und
Gesprächsthema weit und breit.
Worin also bestand Flamettis Ueberlegenheit?
Er war ein Kerl sozusagen, ganz persönlich. Artist
von reinstem Wasser. Er hatte ein Auge, verstand,
seine Leute sich auszusuchen. Er war: eine Persön
lichkeit gewissermassen. Kein Ferrero, der früher mit
Lumpen gehandelt hatte. Kein Pfäffer, der seinen
Weibern zurief: „Kinder, macht’s euch bequem!** und
dann im Hemd mit ihnen den ,Kleinen Kohn* ein
studierte.
Fleiss? Verachtete er. Der echte Artist schläft
morgens bis gegen elf. Wenn man bis in die Nacht
hinein gearbeitet hat, oft die schwierigsten Nummern,
kann man nicht in aller Herrgottsfrühe wieder
auf den Beinen sein.