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bei der Handelsmarine? Eine Kiste hatte er ihm ge
baut, woraus mittels einer im Innern angebrachten
Mechanik selbst bei vernageltstem Zustand leicht zu
entkommen war. Handfesseln hatte er ihm gearbeitet
mit einem Raffinement, dass ,Henry* mit einem Ruck
seiner zarten Gelenke innerhalb drei Minuten im
Freien stand. ' : ! ‘
Freilich: Solche Gelenke aus gutem Hause ge
hörten dazu und ein wenig Geschick. Aber ,Henry*
schaffte es. Kein Mensch hätte vorher daran geglaubt.
Eine Berühmtheit war aus ihm geworden, über Nacht.
Welcher Direk*~ erlebte die Ueberraschung, dass
seine Soubrette als Gamsbua auftrat und Schnadahüpfl
sang, nur aus Jokus? Oder dass der Pianist die
Klampfn nahm und der Jodler das Piston?
Flametti legte auch keineswegs Wert darauf, jeden
Abend zu spielen. Besonders nicht in den kleinen
Beiseln, wo man um sechs Uhr abends schon auf
dem Posten sein musste, wo das Wasser von der Decke
tropfte und die Klaviere jämmerliche Drahtkommoden
waren, unmöglich, Töne darauf hervorzubringen.
Mochte Jenny recht haben: man solle auch die
kleinen Geschäfte annehmen; man müsse ja auch die
Gagen zahlen. Aber man war doch nicht in der Tret
mühle! Man war doch nicht auf der Welt, um sich
abzustrapazieren!
Keine Ueberarbeitung: das war man seinem En
semble schuldig. Flametti verlangte dafür nur seiner
seits etwas Entgegenkommen: Anstand und guten
Willen. Benehmen. Oder er wurde ,verrückt*, was
besagte: schlug alles kurz und klein, rannte Köpfe
an die Wand, ging mit dem Messer los auf die Bande.