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tigend und phlegmatisch. Sie kam aus dem Schlaf
zimmer und steckte sich friedlich das Haar auf.
„Himmelherrgottsakrament!“ fluchte jetzt Flametti
und schnellte vom Sofa auf. „Was gibt’s denn? Was
passt euch denn nicht? Was wollt ihr denn? Macht
doch den Schnabel auf, wenn euch etwas nicht passt!“
Die Zornadern waren ihm angeschwollen. Er sah aus
wie ein tanzender Fakir.
Häsli bekam’s mit der Angst, schüttelte die Frau
ab und meinte kleinlaut: „Max, rechn’ ’s mal vor!“
„Da ist gar nichts vorzurechnen!“ schnitt ihm die
Alte das Wort ab. „Gar nicht nötig. Wenn ich hör:
siebenundzwanzig Franken fünfzig, dann hab’ ich schon
genug. Dann braucht man mir gar nichts mehr vorzu
rechnen!“ Und nestelte zitternd an ihrer Bluse.
„Was wollt ihr denn?“ schrie Flametti noch lauter
und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
„Fünfzig Franken Vorschuss bei Engagements
antritt “
Beide nickten, Frau Häsli so hastig, als ob sie nicht
abwarten könne, weiter zu hören.
„Dreissig ä conto an Häsli nach Bern —“
„So? So?“ unterbrach Frau Häsli. „Dreissig ä
conto nach Bern für die Lumpenmenscher, für die
Reitschuldamen, für die Fetzen?“ Ihre Stimme
schnappte über.
„Dreissig ä conto nach Bern,“ bestätigte Herr Häsli
in aller Ruhe.
„Toni, komm!“ rief Frau Häsli und packte die
Tochter am Arm. „Toni, komm! Spuck deinem Vater
ins Gesicht! Sieh ihn an, wie er dasteht! Als wenn