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„Maidche, komm her!“ rief Flametti der Kellnerin
und zog die Düte mit den Leckerli aus der Rocktasche.
„Das ist für dich!“ Und Maidche nahm beschämt die
Leckerli in Empfang.
„Ein Don Juan, dieser Flametti!“ versicherte der
Wirt seinen schmunzelnd weitertrumpfenden Gästen.
„War der Mechmed da?“ fragte Flametti die Kell
nerin.
„Nein, bis jetzt nicht.“
Flametti sah nach der Uhr, geschäftsmässig, ohne
indessen verabredet zu sein. Nach der dritten Halben,
als er eben gehen wollte, öffnete sich die Tür und
herein trat Mechmed.
Ali Mechmed Bei hiess der Türke. Er wohnte im
Parkhotel und kam aus Aleppo. Und darin hatte Jenny
wohl recht, dass Flametti ein wenig verdreht war im
Kopf, seit er den Türken kannte.
Ali Mechmed Bei: schon der Name faszinierte Fla
metti. Eunuchen, Sklaven und Harem wirbelten vor
seinen aufleuchtenden Augen, wenn er in heimlichen
Stunden den Namen vor sich hinsprach.
Ali Mechmed Bei: enorme Gelder musste er haben.
Man wusste nicht recht, was er eigentlich trieb. Aber
er kam häufig in den ,Vogel Strauss* und dort hatte
Flametti seine Bekanntschaft gemacht.
Ein grosses Tier musste er sein unter seinesgleichen.
Denn er hatte noble Allüren an sich. Dämonisch zog
er die dichten, weissen Augenbrauen hoch, wenn man
ihn ansprach und pflegte mit den Fingern zu trommeln
auf der Tischdecke. „Tja, mein lieber Freund!“ sagte
er dann, nickte mit dem Kopfe in einer weltmännisch
gewitzigten Weise und sah nach der Decke, wo er jede
Flametti. 4