Full text: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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Fliege, jeden Schnörkel der Tüncherarbeit eingehend 
verfolgte. 
Tiefe kaffeebraune Tränensäcke hingen ihm unter 
den Augen, und diese Augen selbst blickten in abgrün 
diger Melancholie. 
Horrente Trinkgelder gab er, besass einen Geld 
beutel aus Affenhaut und roch, seiner orientalischen 
Herkunft gemäss, nach Zwiebel, Henna und Kokos 
nuss. 
Dieser Türke Mechmed trat jetzt ins Lokal und Fla- 
metti verfolgte jede seiner Bewegungen mit glühender, 
heisshungriger Sympathie. 
Paletot und Regenschirm hing Herr Mechmed an 
den Kleiderhaken und es kann zugestanden werden, 
dass die kleine, untersetzte Gestalt, die jetzt, zerfallen 
und morbid, aber freundlich lächelnd auf Flametti zu 
kam, den mysteriösen Gestus jener Leute hatte, die im 
Traum wiederkehren. Jener Leute, die sehr wohl die 
Macht besitzen, ein Varieteunternehmen zugrunde zu 
richten, dessen Direktor nicht Zurückhaltung zu wahren 
weiss. 
Dieser Türke Mechmed nämlich, dessen Smoking 
ölig glänzte, dessen Aeusseres fadenscheinig war, be 
sass ein Opiumlager, hier am Platz, auch Kokain und 
Haschich, im beiläufigen Werte von vierzigtausend 
Franken, nur prima reine, unverfälschte Ware, erste 
Qualität, das er — je nun! — geschmuggelt hatte, und 
das er — verstehen Sie! — ohne Profit, nur weil es 
ihn behinderte, bereit war, bei konvenierender Gelegen 
heit abzustossen. 
Und da Flametti sozusagen Fachmann war — er 
rauchte Opium in der Zigarette, nahm es wohl auch
	        
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