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sich um den Zahnarzt, der Jennys Goldkronen geliefert
hatte, einen Herrn von unzweifelhafter Solvenz, gewiss,
der aber bis dato weder von des Herrn Mechmed
Opiumlager, noch von Flamettis Hoffnung und Agentur
die leiseste Ahnung hatte.
„Tja, mein lieber Freund!“ trommelte Mechmed
auf der Tischkante und sah zur Decke, „wird sich
nicht machen lassen. Sieh mal her!“ und er entnahm
seinem Portefeuille einen ganzen Pack fremdartig ku-
vertierter Briefe, mit denen er eine Hausse aller orien
talischen Narkotika und die gierige Nachfrage nach
diesen Artikeln spielend belegte.
„Was heisst das?“ stutzte Flametti, ein wenig rauh.
„Das heisst :“ — der Türke gähnte, schüttelte
den Kopf und bestellte einen Zwiebelsalat — „lässt
sich nicht machen. Unter fünfzig Mille ausgeschlossen.
Offerten: Papierkörbe voll.“ Und er zog die Briefe aus
den Kuverts.
Flametti sah den Türken in blaue Fernen entschwin
den. Perdu. Futsch. Aus. Ihm schwindelte. Aber er
versuchte, der Situation gewachsen zu sein.
„Mechmed,“ sagte er, räsonnabel genug, „du bist
kein Filz und ich bin kein Ganef. Ich weiss: es kommt
dir nicht darauf an, wenn du siehst, dass was läuft.
Gut: ich verzichte auf die Proben. Macht fünfzig
Franken. Weg damit! Aber die zwei Mille Vorschuss
— man muss sich bewegen, auftreten können. Nimm
doch Vernunft an! Das ist ja nicht so! Wir sind doch
gut Freund! Du verstehst schon!“
Mechmed verstand. Er nickte. Aber dann schüttelte
er ablehnend den Kopf — er schluckte dabei den
Zwiebelsalat —: „nicht zu machen. Gefährliche Sache.“