Full text: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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der Krokodilwirt, kannte die Vorzüge seines Lokals 
zu gut, als dass er für jeden Schnorrer wäre zu haben 
gewesen. ,Centrale Lage' stand auf den Empfehlungs 
karten seines Hotels. Und dem Krokodil, das über 
dem Eingang prangte, sagte man nach, dass es vor 
zeiten wirklich am Nil sein Unwesen getrieben, allwo 
es, etliche Heiden und Christen im Magen, dem Büch 
senschuss eines Verwandten des Herrn Schnabel er 
legen war, um gegerbt und entkröst als Emblem dem Ruf 
des Herrn Schnabel zu mehrerem Glanz zu verhelfen. 
Nein, es war gar nicht leicht, im ,Krokodil' anzu 
kommen. Denn es war eine Ehre. 
Wer bei Herrn Schnabel spielte, war ein gemachter 
Mann. Wen Herr Schnabel auftreten Hess, war ein 
Ehrenmann. Ein von Herrn Schnabel vollzogener Kon 
trakt war ein Ausweis und Leumundszeugnis. Herr 
Schnabel, mit Annahme und Ablehnung, teilte Zensuren 
aus. 
Aber Flametti würde es schaffen. Er hatte sich’s 
vorgenommen. Und hier ist es am Platz, zu sagen, 
dass Flametti keineswegs unvorbereitet um eine Kon 
ferenz mit Herrn Schnabel nachsuchte. Er hatte die 
spielfreien Abende benützt: er hatte sich umgesehen. 
Mit Jenny im ,Germania-Cabaret': Stanislaus Rotter, 
Schnelldichter und Konferenzier — man hatte ihn seine 
Schmonzes vortragen hören; seinen redegewandten Im 
provisationen nicht ohne Gewinn gelauscht. Er war 
es, von dem Flametti das Heil erwartete. 
Angenommen der Rotter, alter Bekannter von Max, 
Stadtgrösse, würde sich, nur für ein einziges Mal, be 
stimmen lassen, Flametti ein Ensemble zu schreiben, 
ein unerhörtes, ein buntes, nie dagewesenes Gesangs
	        
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