Full text: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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tableau: es würde die Kassen füllen, die Konkurrenz 
totschlagen, und wäre ein voller Ersatz für den Türken. 
Freilich: hingehen musste man, zu ihm, in seine 
Wohnung; ihn bitten, devotest, um soviel Güte. Aber 
wer weiss: vielleicht würde er's tun. Ein gutes En 
semble von ihm, exotisch, wild, mit der Streitaxt, bru 
tal — und alles wäre in Ordnung. Herr Schnabel 
würde nicht Nein sagen können: schon wegen der 
Konkurrenz. Die Konkubinatsstrafe könnte beglichen 
werden. Die Schwierigkeit wäre behoben. 
Flajnetti hatte, wie gesagt, den Tschibuk aus der 
Tasche genommen und was war natürlicher, als dass 
er dabei an Ersatz für den Türken dachte? 
„Lauf, hol' mir ein Paket Goldshag!** sagte er zur 
Kellnerin, die neugierig den Tschibuk bewunderte, und 
gab ihr Geld. Steckte das Rohr des Tschibuks in den 
Mund, blies hindurch, probierte den Zug und besah 
die Arbeit. Es war die erste stille Minute seit früh um 
halb sechs. 
„Ah, Flametti!** trat der Herr Wirt freundlich näher, 
„wie geht's, wie steht's? Pfeife rauchen ?** 
„Mein neuer Tschibuk,** renommierte Flametti, „fürs 
,Harem*.“ 
„Neue Ausstattung?** meinte Herr Schnabel. Und 
mit Bezug auf den Tschibuk: „Schönes Stück. — Echtes 
Stück?** 
„Jawohl,** bestätigte Flametti prompt und zuvor 
kommend. „Tschibuk aus Aleppo. Echte Arbeit.** 
„Ah, von dem Mechmed,** riet Herr Schnabel aufs 
Gratewohl. Flamettis Beziehungen zum Türken waren 
ihm nicht unbekannt. 
„Nix Mechmed!** beeilte Flametti sich, mit gesun
	        
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