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deter Selbstironie hausbacken zurückzuweisen. „Orient
bazar. Sieben Franken fünfzig.“
„Ist auch besser so,“ meinte Herr Schnabel leicht
hin und nur halb bei der Sache. Er drehte die Hand
in der Hosentasche, verfolgte mit wachsamen Augen
den Hausknecht, der zapfte; die Kellnerinnen, die sich
anschickten, den Saal fürs Konzert herzurichten, und
entschwand zum Büfett. Er hatte offenbar viel zu tun.
Flametti war in Verlegenheit. Was sollte er tun?
Die Kellnerin brachte den Ooldshag und Flametti
stopfte die Pfeife. Ein glücklicher Umstand kam ihm
zu statten: Frau Schnabel erschien im Lokal, freund
lich lächelnd nach allen Seiten, eine aufgehende Sonne.
„Sie, Herr Schnabel!“ rief Flametti vertraulich,
winkte mit dem Kopfe und griff in die Brusttasche:
„Was sagen Sie dazu? Kennen Sie den?“ Und lächelte
Madame Schnabel ein ,Guten Abend 4 zu.
Herr Schnabel, abgelöst am Büfett, trat wieder näher.
Aus Flamettis Hand, zeremoniös umschlossen, stieg
eine Photographie in Postkartenformat, darstellend
einen Herrn in den mittleren Jahren, mit englisch gestuz-
tem Schnurrbart, Schillerkragen und Künstlerkrawatte.
„Das ist doch der — Rotter?“ riet der Wirt. „Jerum,
der Rotter!“ rief er erstaunt seiner Frau zu und beugte
sich näher, um über Flamettis Schulter hinweg die Pho
tographie zu betrachten. Auch Frau Schnabel trat näher.
„Ja, der Rotter/ 4 bestätigte Flametti und stand auf um
die Photographie auch Madame zugänglich zu machen.
„Wissen Sie, wo der jetzt auftritt?“ Er war ein wenig
verwirrt, eine Supplikantenrolle zu spielen, wurde ver
legen und lächelte. „Als Schnelldichter im Germania-
Cabaret. 44