Volltext: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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veränderte gewissermassen Flamettis Gesichtskreis und 
seine Lebensnuance. , 
Jetzt erst verstand er, weshalb ihm zuletzt das ganze 
Ensemble, 'Auftreten und Spielen verleidet gewesen; 
weishalb ihm all’ Seine letzten Tableaus so seicht, geist 
los und platt erschienen. Schon diese Titel: ,Die 
Modeweiber*, ,Die Nixen*, ,Die Nachtfalter*! Was konn 
ten sie einem geben? Weiberzeug, süsslicher Schnack. 
Kitsch, Bruch. 
Widerwillig hatte Flametti sie Abend für Abend 
im Repertoir geführt. Löckchen, Gefältel, Plissees, Frou- 
Frou —: er konnte nicht mehr. Er empfand einen 
Brechreiz. 
Und die Weiber waren dabei immer aufdringlicher 
geworden. Was Wunder! Sie standen im Mittelpunkt. 
Dagegen: ,Die Delawaren*! Wie das klang! Stierig, 
männlich, farusch, imposant! Das war eine Sache. Das 
schuf Respekt. Da Hess sich was ahnen! 
Flamettis Benehmen wurde, schon jetzt* simpler, be 
ruhigter, breiter. Seine Energie zäher, verbissen. Sein 
Selbstgefühl mächtig. Die Löwenbrust wölbte sich. 
Wenn er die Hand auf den Tisch legte, zitterte 
dieser. Früher hatte er nicht gezittert. Wo Flametti 
hingriff, wuchs jetzt kein Gras mehr. Wen Flametti 
ansah, zuckte zusammen, erbleichte. 
Er liess, im Geist, seine Freunde Revue passieren 
und beschloss, zu lieben und hassen nur noch tötlich. 
Früher hatte er mit sich reden lassen. 
Er beschloss, alle minderen Qualitäten aus seiner 
Gepflogenheit auszumerzen. Beschloss, seine Gast 
freundschaft auszudehnen und selbstverständlicher zu
	        
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