Full text: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

Flametti fühlte, wie seine Nase schärfer wurde, 
energischer: eine Adlernase. Seine Augen kühner, ver 
wegener, sprühend. Er fühlte die Lanze in seiner Faust. 
Die Federbüschel liefen im kalt über den Rücken hin 
unter. Sein Unterkiefer schob sich vor in bestialischer 
Vehemenz. 
Der Ober, beladen mit einem Pack Zeitungen und 
einem Cafecreme, schlängelte sich zwischen den 
Tischen hindurch und stiess an den Stuhl. Flametti 
wäre ihm knapp an die Gurgel gefahren. So schreckte 
es ihn aus der Illusion. 
„Klappt alles. Unbesorgt!“ versicherte Rotter. 
„Hören Sie zu,“ sagte Flametti, „ich hab' ein Plakat 
machen lassen: ,Die Indianer*. Grossartig, imposant. 
Dreissig Franken. Beim Lemmerle. Kennst ihn doch!“ 
„Schon gut! Mach' was du willst mit dem Dreck!“ 
sagte Herr Rotter und drückte den Klemmer fest. „Ist 
ja nicht mein Beruf. Macht man so nebenbei.“ 
„Schau,“ meinte Flametti treuherzig und verlegen, 
„mich packt’s. Musst nicht so sprechen. Mir tut’s weh. 
Mich freuFs halt. Akkurat weil du mir die ,Indianer* 
gemacht hast. Siehst du, ich hätte dir auch einen Hun 
derter gegeben, wenn du’s verlangt hätFst.“ 
Rotter kraulte sich mit dem Taschentuchzipfel im 
Nasenloch und sah über den Kneifer weg Flametti 
an, als traue er seinen Ohren nicht. 
„Wirst mal sehen,** meinte der, „wenn die Beleuch 
tung dazu kommt, Musik, Reklame, der ganze Klim 
bim!** Und er versuchte, durch gleichzeitige Anspan 
nung aller Gesichtsmuskeln, Wackeln der Ohren, vor 
geschobenen Unterkiefer, Hochziehen der Brauen,.einen
	        
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