Full text: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

IV. 
Am siebzehnten fand die Premiere statt. Schon 
am frühen Morgen herrschte im Hause Flametti be 
trächtliche Aufregung. 
Es war noch nicht sieben Uhr früh, als sich die 
Frauen aus dem Favoritinnengemach schon stritten 
um das Vorrecht, für diesen Ehrentag Flametti-Feuer- 
scheins Stiefel putzen zu dürfen. 
Fräulein Traute hatte sich im Lauf der letzten Tage 
das Reinigen der Häuptlingsstiefel zu ihrer ganz be 
sonderen Domäne gemacht. Kaum regte sich in der 
Frühe das erste Gurren und Flattern der Turteltauben, 
so sprang sie schon aus dem Bett, hin zum Gemach 
der Hauptfrau, vor dessen Türe die Knöpfelschuhe 
der Frau und die Zugstiefel Flamettis in trunken über 
nächtiger Kameradschaft beisammenstanden, nahm die 
Häuptlingsstiefel weg, Hess die Hauptfraustiefel stehen 
und rannte in die Küche nach dem Putzzeug, um 
den beiden anderen Favoritinnen zuvorzukommen. 
Heute aber hatte sie sich verrechnet. Denn wäh 
rend sie in fliegendem Neglige zu der Schlafzimmer 
tür rannte, rutschte auch Fräulein Rosa über die Bett 
kannte herunter und eilte hinaus in die Küche, um 
Bürste und Putzzeug an sich zu nehmen.
	        
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