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übergefahren, um ihre Visite zu machen, ihre ,Affären*
zu erledigen und abends zur Premiere zu kommen.
„Guten Morgen!** sagte sie freundlich und stand
unter der Türe. „Bin ich hier recht bei Flametti?**
„Ah, die Frau Schnepfe!** rief Rosa, freundlich über
rascht und liess ihre Partnerin los. „Ja ja, natürlich
sind Sie hier recht! Setzen Sie sich, Frau Schnepfe!**
und lachte sich tot.
Güssy hahm die Stiefel und das Putzzeug an sich.
Traute war in den Verschlag geflüchtet. Auch Rosa,
kichernd hinter dem Spalt der Lattentüre, beeilte sich,
einen Rock anzuziehen.
Frau Schnepfe war etwas befremdet von solch halb
nackter Tummelei der Künstlerinnen. Musternd sah sie
sich im Esszimmer um. Hier also wohnte Flametti!
„Er schläft noch,** entschuldigte Rosa und kam,
die Druckknöpfe schliessend, wieder zum Vorschein.
Dann vorstellend: „Das ist Fräulein Güssy. Das ist
Fräulein Traute!** Die rieb sich mit dem Handtuch
zipfel die Schuhcreme aus dem Gesicht. „Noch ein
bisschen früh. Er 'steht immer erst auf gegen elf. Heute
steht er wohl früher auf, weil wir heut’ abend die In
dianer* haben. Aber ich darf ihn nicht wecken.**
„Gut, gut!** sägte Frau Schnepfe und stand auf,
den Schirm in der Hand. „Ich komme später vorbei.
Grüssen Sie ihn! Die Frau Schnepfe war da.**
„Es ist recht,** verbeugte sich Rosa graziös, ihres
stellvertretenden Amtes bewusst. „Idi werd’ es be
stellen. Adieu, Frau Schnepfe!**
„Adieu!** dehnte Frau Schnepfe und ging, nicht
ohne >im Vorbeigehen einen Blick auch in die russige