§3
„Guten Morgen, Jenny!“ machte Engel seine Re
verenz. „Nein, sonst nichts. Ja doch: Die Häsli machen
solchene Zicken. Er ist ganz blutig gekratzt und er
will nicht singen, sagt er.“
Engel bebberte heftig, wie immer, wenn er solchene
Hiobsposten zu bringen hatte.
„Was will er?“ setzte Flametti sich auf.
„Na, weisst du,“ begütigte Engel, „es passt ihm
nicht. Er ist doch gestern zurückgekommen vom Mili
tär. Und es passt ihm nicht, dass die Alte das Lied
ausgesucht hat mit dem Schackerl.“
„Was ist das?“ setzte sich nun auch Jenny auf, in
dem sie das Hemd über der schönen vollen Brust
zusammenzog.
„Na, du weisst doch, Jenny,“ erklärte Engel, „sie
katzen sich doch immer. Und nun ist mir der Häsli
schon früh um sieben, wie ich von der Annie kam,
auf der Strasse begegnet, ganz zerkratzt um die
Schnorre herum, und hat mir gesagt, dass er nicht
singen will wegen dem ,trau mi net*. Und er will
nicht das Kalb machen.**
„Gut!** sagte Flametti, „häng’ die Plakate aus! Er
wird schon singen. Ich werde schon sorgen dafür,
dass er singt!**
Und Jenny rief: „Max-, geh’ rüber zu ihnen! Setz’
sie vor die Tür! HoF dir Ersatz! Hab’ ich dir’s nicht
gesagt, dass sie uns aufsitzen lassen? Hab’ ich’s nicht
immer gesagt? Da hast du’s! Aus der Nachtruhe stören
sie einen auf, die Anarchisten!“
Und Max sprang aus dem Bett, zog die Hosen
an, schnackelte die Hosennaht zurecht und trat ins
Esszimmer, unwirsch. Der Kaffee stand auf dem Tisch.