96
Sie zerrten sich hin und her, bis die Hand der kräf
tigeren Jenny mit der Teekanne hoch in die Luft fuhr,
dass das Wasser spritzte.
„Ich will dir Locken geben! Du gehst mir nicht aus
dem Haus heut, und kommst mir mittags nicht an
den Tisch.“
„Pah!“ rief Traute, „was ich mir draus mache!
Herr Flametti hat drüber zu bestimmen. Er wird
mich schon rufen.“
„Hier drinnen bleibst du!“ schrie Jenny ausser
sich, versetzte ihr einen Stoss, schlug die Türe zu und
schloss ab. „Theres!“ rief sie zum Schalter, „die be
kommt heute nichts mehr zu essen!“
„Und wehe euch!“ rief sie den beiden andern zu,
„wenn ihr ihr was zusteckt! Ich will euch zeigen, wer
hier Meister ist!“
Vom Verschlag her hörte man Traute trommeln
und dazu singen:
,Der tapfre Häuptling Feuerschein
Mit seinen wilden Mägdelein ‘ in einem
eigensinnig verliebten Rythmus.
„Ah, Iso!“ sagte Jenny. „Na, wart’s nur ab!“
Güssy hatte mittlerweile das Handtuch aufgehoben,
mit dem Traute sich die Schuhcreme aus dem Gesicht
gewischt hatte, und versuchte in einer Anwandlung
von Solidarität, es verschwinden zu lassen.
Aber Jenny bemerkte gerade, dass das Handtuch
hinter die Gardine fiel und rief:
„Gib nur her, was du dort verschwinden lassen
willst! Was ist denn das?“
Güssy zögerte.