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Das Wort und das Bild.
Immerhin ist auch O-Aha noch ein Symbol, das seine lebendigen
Stützen hat. Bei der Aufführung in München 1913 gab es einen
gewaltigen Lärm. Über nichts ärgern sich ja die Menschen ßo
sehr als über einen Aufwand von Bildung und Intelligenz, der
ihnen geschenkt wird. Man hat es sich etwas kosten lassen. Man
beherrscht fünf Sprachen, dreiundzwanzig Literaturgeschichten
und das Geistesleben von Nimrod bis Zeppelin. Und nun geschieht
es, daß einer daherkommt und fröhlich verkündet, man habe ihn
nicht Übergimpeln können. ^
Tzara quält wegen der Zeitschrift. Mein Vorschlag, sie Dada
zu nennen, wird angenommen. Bei der Redaktion könnte man
alternieren: ein gemeinsamer Redaktionsstab, der dem einzelnen
Mitglied für je eine Nummer die Sorge um Auswahl und An
ordnung überläßt. Dada heißt im Rumänischen Ja, Ja, im Fran
zösischen Hotto- und Steckenpferd. Für Deutsche ist es ein
Signum alberner Naivität und zeugungsfroher Verbundenheit mit
dem Kinderwagen.
IV. Die Nummer 1 der Schweizer „Weißen Blätter“ ist erschie
nen. Es ist mir daran gelegen, das Kabarett zu behaupten und es
dann aufzugeben.
Es ist jetzt eine Unsumme von Geist unterwegs; nach der
Schweiz ganz besonders. Die Bonmots hageln nur so. Die Köpfe
kreißen und strömen einen ätherischen Glanz aus. Es gibt eine
Partei der Geistigen, eine Politik des Geistes, die Finessen er
schweren geradezu den Verkehr. ,Wir Geistigen' ist bereits zum
Schnörkel der Umgangssprache und zu einer Floskel der Ge
schäftsreisenden geworden. Es gibt geistige Hosenträger, geistige
Hemdenknöpfe, die Journale strotzen von Geist und die Feuille
tons übergeistern einander. Wenn das so weitergeht, ist der Tag