Das Wort und das Bild.
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eines zehnjährigen Knaben, der in den Totenmessen und Hoch
ämtern seiner Heimatspfarrei zitternd und gierig am Munde der
Priester hängt. Da erlosch, wie ich es bestellt hatte, das elektrische
Licht, und ich wurde vom Podium herab schweißbedeckt als
ein magischer Bischof in die Versenkung getragen.
*
Vor den Versen hatte ich einige programmatische Worte ver- 24. VI.
lesen. Man verzichte mit dieser Art Klanggedichte in Bausch
und Bogen auf die durch den Journalismus verdorbene und un
möglich gewordene Sprache. Man ziehe sich in die innerste Al
chimie des Wortes zurück, man gebe auch das Wort noch preis,
und bewahre so der Dichtung ihren letzten heiligsten Bezirk.
Man verzichte darauf, aus zweiter Hand zu dichten: nämlich
Worte zu übernehmen (von Sätzen ganz zu schweigen), die man
nicht funkelnagelneu für den eigenen Gebrauch erfunden habe.
Man wolle den poetischen Effekt nicht länger durch Maßnahmen
erzielen, die schließlich nichts weiter seien als reflektierte Ein
gebungen oder Arrangements verstohlen angebotener Geist-, nein
Bildreichigkeiten.