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Das Wort und das Bild.
Vorkämpfer rekurrieren auf die letzte Verteidigungslinie. Es geht
um den Grundriß, und die Werke enthalten allesamt eine Philo
sophie des Grundrisses. Mit anderen Worten: das Bild selber wird
problematisch als Urbild, Abbild und Vorbild. Die Maler und
Dichter werden zu Theologen.
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Emmy diktiert mir aus dem Briefwechsel mit Herzen und
Ogarjow. Ihr „Brief an Seidengrieder“ enthält ein sehr schönes
Detail. In der elektrischen Lichtreklame einer Großstadt er
scheinen hoch über den Warenhäusern die Worte:
,Und wenn ich mit Menschen- und Engelszungen
redete, und hätte der Liebe nicht.. /
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12. II. Vielleicht hört das erzieherische Prestige Preußens und des
Maschinensaals in dem Augenblicke auf, in dem die Kunst
und die Philosophie jene äußerste Strenge der Zusammenord
nung wieder gewinnen, die nur noch außerhalb ihrer Bereiche
zu finden war. Mit der Erschütterung des Mönchtums ging die
mittelalterliche Zucht an die Technik und an das Militär ver
loren. Die Maschine ist vielleicht nur ein säkularisierter Mönch.
Die Kunst aber ist im Begriff, das verlorene Gebiet zurückzu
erobern.
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13. II. Brupbachers „Marx und Bakunin“ führt in den Ideenstreit
der I. Internationale. Das Buch erschließt sich fruchtbarer, je
mehr ich eindringe. Der kurze Abschnitt über das Mißglücken
der Commune ist in der Kürze seiner Exposition meisterhaft.
Überhaupt die Darstellung von einer seltenen Energie.
Das Gegeneinander der Kongresse ist der Extrakt aus einem
Geschichtsverlauf, der sich bei Mehring gar germanisch präsen-