Das Wort und das Bild.
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ausgesagt wird; weil die Aussagen sich selbst gruppieren, weil
sie aus einem gemeinsamen Mittelpunkt kommen, wenn nur das
Individuum selbst eine Achse hat.
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Vielleicht ist die Kunst, die wir suchen, der Schlüssel zu jeg
licher früheren Kunst; ein salomonischer Schlüssel, der die Ge
heimnisse öffnet.
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Die Normaluhr einer abstrakten Epoche ist explodiert.
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Was mich an all diesen Produktionen interessiert, ist eine 20. IV.
unbegrenzte, Prinzip gewordene Bereitschaft des Fabulierens, des
Übertreibens. Wilde hat mich darüber belehrt, daß das eine sehr
wertvolle Macht ist, und es ist gerade das Band, das uns alle
verbindet. Die Nervensysteme sind äußerst sensibel geworden.
Absoluter Tanz, absolute Poesie, absolute Kunst —: gemeint ist,
daß ein Minium von Eindrücken genügt, um außergewöhnliche
Bildformen hervorzurufen. Alle Welt ist medial geworden: vor
Angst, vor Schreck, vor Qual, oder weil es keine Gesetze mehr
gibt — wer weiß es? Vielleicht auch ist nur unser Gewissen
so geängstet, so belastet, so gequält, daß es beim geringsten
Anruf mit den erstaunlichsten Lügen und Vorwänden (Fiktionen
und Bildern) reagiert; vorausgesetzt, man wolle gelten lassen,
daß Bilder nur eben verdecken, heilen, in die Irre leiten und
von empfangenen Wunden ablenken sollen.
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Es gibt Urvölker, bei denen alle derart empfindsamen Kinder
schon im frühesten Alter aus dem Leben zurückgezogen werden
und von Staats wegen eine besondere Ausbildung als Hellseher,
Priester und Arzt erhalten. Im modernen Europa bleiben diese
Ball, Die Flucht aus der Zeit. 11