6.
Maga- Seltsame Begegnisse: während wir in Zürich, Spiegelgasse 1,
dino,7.VI. }<; a b are tt hatten, wohnte uns gegenüber in derselben Spiegel
gasse, Nr. 6, wenn ich nicht irre, Herr Ulianow-Lenin. Er mußte
jeden Abend unsere Musiken und Tiraden hören, ich weiß nicht,
ob mit Lust und Gewinn. Und während wir in der Bahnhofstraße
die Galerie eröffneten, reisten die Russen nach Petersburg,
um die Revolution auf die Beine zu stellen. Ist der Dadaismus
wohl als Zeichen und Geste das Gegenspiel zum Bolschewis
mus? Stellt er der Destruktion und vollendeten Berechnung die
völlig donquichottische, zweckwidrige und unfaßbare Seite der
Welt gegenüber? Es wird interessant sein zu beobachten, was
dort und was hier geschieht.
*
14.VI. Etwas wird sich in Deutschland ja wohl ändern müssen; die
französischen Brandjahre, 1789, 1793 haben in der deutschen
Philosophie mächtige Spuren hinterlassen, freilich nur immuni
sierender, nicht freiheitlicher Art. Die Philosophie suchte den
Staat und die Fürsten zu schützen; im Resultat schützte sie
Preußen und half ihm zum Aufstieg. Nun beginnt an der anderen
Grenze die russische Revolution. Welcher Art wird ihr Einfluß
sein? Wird es ihr glücken, die preußische Monarchie, ihren ge
fährlichsten Gegner, zu Fall zu bringen? Wird die russische Revo
lution auf Deutschland ansteckend wirken? Und welchen frei
heitlichen Traditionen begegnet sie? Ich sehe recht eigentlich
gar keine Anknüpfungspunkte. Der Marxismus hat in Deutsch-