Volltext: Die Flucht aus der Zeit

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Das Wort und das Bild. 
setzt. Es gibt keine christliche Antithese Gott und Mensch. 
Christus ist Gott und Mensch zugleich, in zwei Naturen. Die 
Diesseitsphilosophie ist ursprünglich gegen die hegel- und vor- 
hegel’schen Abstraktionen gerichtet. Diese Abstraktionen aber 
basieren auf dem Protestantismus; sie lassen die Vermittlung 
zwischen Gott und Mensch, die Bildwerdung Gottes, die Kirche 
außer acht. 
* 
Geist, Herz, Vernunft — alles fürs Volk; alles für die Emanzi 
pation des Volkes, und zwar gerade des verelendeten, des sich 
selbst überlassenen, verwahrlosten Volkes. Das ist eine edle 
Parole. Nur möchte es in Zeiten wie der unsern, wo die letzte 
Gewißheit untergraben ist und der ganze hoch aufgestapelte Luft 
bau schwankt, nur möchte es da angebracht erscheinen, daß man 
untersuche, worin denn Geist, Herz und Vernunft überhaupt be 
gründet und garantiert sein mögen. Es ist doch sehr die Frage, 
ob der ,natürliche', das heißt der ungebrochene Mensch in seiner 
animalischen Gesundheit das Rechte und die Wahrheit überhaupt 
erkennen kann. 
* 
15.VII. Die fama vulgans hat wie alle Gänse keine Kausalität; weil 
unter Umständen ein Kalauer genügt, sie aufzuheben. Der Hegel- 
sche Versuch, die göttliche Vernunft in der Profangeschichte zu 
beschließen, ist eine unerhörte Lästerung, eine stumpfe Herab 
würdigung der paulinischen Lehre von der Durchbrechung des 
Fatums durch den Gottessohn. Der Geist, und jedes einzelne 
Individuum, wenn es im Geiste und in der Form aufgeht, kann 
aus der Geschichte machen, was ihm beliebt. Das ist christliche 
Lehre; die Form hebt die Geschichte auf. Bei Hegel wird das 
Fatum nur durch die Gnade des Fürsten unterbrochen. Die Kau 
salität der Geschichte schaltet den freien Willen aus; damit aber 
fällt die Freiheit Gottes selbst. Mit anderen Worten: Gott und
	        
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